ME/CFS – Ursachen, Symptome und neurologische Aspekte

Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ist eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, die zu tiefgreifender Erschöpfung, kognitiven Einschränkungen und einer gestörten autonomen Regulation führt. Die Symptome verschlimmern sich oft nach körperlicher oder geistiger Anstrengung – ein Phänomen, das als Post-Exertional Malaise (PEM) bekannt ist.

Aktuelle Forschung zeigt, dass Fehlfunktionen des autonomen Nervensystems, mitochondriale Dysregulation und neuroinflammatorische Prozesse eine zentrale Rolle bei ME/CFS spielen. Ein gezielter neurozentrierter Ansatz kann helfen, diese Dysfunktionen zu adressieren und das Nervensystem gezielt zu stabilisieren.

Ursachen und neurologischer Hintergrund

Die genauen Ursachen von ME/CFS sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es mehrere neuroimmunologische und neurologische Mechanismen, die zur Symptomatik beitragen:

  1. Dysfunktion des autonomen Nervensystems (Dysautonomie)

ME/CFS-Patienten zeigen häufig eine Fehlregulation des Sympathikus und Parasympathikus, was zu Symptomen wie:
✅ Posturale orthostatische Tachykardie (POTS) und Kreislaufdysregulation (Schwindel, niedriger Blutdruck, Herzrasen beim Aufstehen)
✅ Verdauungsstörungen (Reizdarm, verlangsamte Magenentleerung)
✅ Schlafstörungen durch gestörte autonome Balance

➡ Eine Vagusnerv-Dysfunktion führt zu einer mangelnden parasympathischen Aktivierung, was die Energieproduktion, Entzündungsregulation und Verdauungsprozesse beeinträchtigt.

  1. Mitochondriale Dysfunktion und Energiemangel

🧬 ME/CFS ist durch eine gestörte ATP-Produktion in den Mitochondrien gekennzeichnet, was zu:
✅ Chronischer Erschöpfung und Fatigue
✅ Muskelschwäche und geringer Belastbarkeit
✅ Verzögerter Regeneration nach Aktivität (PEM) führt.

➡ Studien zeigen, dass ME/CFS-Patienten oft eine verminderte oxidative Phosphorylierung aufweisen, wodurch Zellen nur begrenzt Energie bereitstellen können.

  1. Neuroinflammation und Mikroglia-Aktivierung

🧠 Chronische Entzündungsprozesse im Gehirn können zu:
✅ Brain Fog (kognitive Beeinträchtigungen, Wortfindungsstörungen, Konzentrationsprobleme)
✅ Sensorischen Überempfindlichkeiten (Licht-, Geräusch- und Berührungsempfindlichkeit)
✅ Dauerhaft erhöhter Stressreaktion durch überaktive Mikroglia führen.

➡ ME/CFS-Patienten haben oft eine gestörte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse), was eine übermäßige Cortisolausschüttung oder eine Dysregulation der Stressantwort zur Folge haben kann.

  1. Veränderungen der sensorischen Verarbeitung & Small-Fibre-Neuropathie

Beeinträchtigungen der kleinen Nervenfasern (Small-Fibre-Neuropathie) führen zu:
✅ Kribbeln, Taubheitsgefühlen und neuropathischen Schmerzen
✅ Gleichgewichtsproblemen und gestörter Tiefensensibilität
✅ Fehlregulierter Schmerz- und Temperaturwahrnehmung

➡ Zusätzlich kann eine gestörte vestibulär-visuelle Verarbeitung zu Schwindel, motorischer Unsicherheit und Orientierungsproblemen führen.

Typische Symptome von ME/CFS

🔹 Tiefgreifende Fatigue und geringe Belastbarkeit
🔹 Post-Exertional Malaise (PEM) – Verschlechterung nach Anstrengung
🔹 Dysautonomie (POTS, Kreislaufprobleme, Verdauungsstörungen)
🔹 Brain Fog (Konzentrations- und Gedächtnisprobleme)
🔹 Muskelschwäche, Schmerzen und neuropathische Symptome
🔹 Schlafstörungen und unruhiger Schlaf
🔹 Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme
🔹 Verstärkte Stress- und Reizüberempfindlichkeit (Licht, Geräusche, Berührung)

Neurologischer Fokus – Ansatzpunkte für eine gezielte Therapie

ME/CFS ist eine hochkomplexe Erkrankung, doch das Nervensystem bleibt anpassungsfähig und trainierbar. Durch gezielte neurozentrierte Strategien können autonome Regulation, mitochondriale Funktion und sensorische Verarbeitung verbessert werden.

  1. Regulation des autonomen Nervensystems

Vagusnerv-Stimulation zur Aktivierung des Parasympathikus und Verbesserung der autonomen Balance.
✅ Atemtechniken und HRV-Training zur Stabilisierung des Kreislaufs und Stressregulation.
✅ Gezieltes Kreislauftraining zur Verbesserung der Blutdruckkontrolle und Reduktion von POTS-Symptomen.

  1. Verbesserung der mitochondrialen Funktion & Energieproduktion

Sanftes, neurozentriertes Bewegungstraining zur Förderung der zellulären Energieproduktion ohne Überlastung.
✅ Gezielte Neuromodulationstechniken zur Unterstützung der ATP-Synthese in den Mitochondrien.
✅ Mentales Bewegungs- und Wahrnehmungstraining, um die Energieeffizienz des Nervensystems zu optimieren.

  1. Schmerz- und Neuropathie-Regulation

Neurodynamische Übungen zur Verbesserung der Nervenleitfähigkeit und Reduktion neuropathischer Beschwerden.
✅ Sensorische Stimulation zur Reorganisation der Small-Fibre-Funktion.
✅ Kortikale Schmerzmodulationstechniken, um Überempfindlichkeit und zentrale Sensibilisierung zu reduzieren.

  1. Verbesserung der sensorischen Integration und kognitiven Leistungsfähigkeit

Vestibulär-visuelle Übungen zur Stabilisierung von Gleichgewicht und Orientierung.
✅ Augenbewegungstraining (z. B. für den vestibulo-okulären Reflex, VOR) zur Verbesserung der neuronalen Verarbeitung.
✅ Neuronale Bewegungsmuster, um motorische Steuerung und propriozeptive Integration zu verbessern.

Wie unser Programm helfen kann

Unser neurozentriertes Training basiert auf wissenschaftlich fundierten Methoden zur autonomen Regulation, sensorischen Integration und mitochondrialen Optimierung. Auch wenn ME/CFS eine komplexe Erkrankung ist, können gezielte neurologische Ansätze helfen:

Die autonome Regulation zu stabilisieren – durch Vagusnerv-Stimulation und Kreislauftraining.
✅ Neuropathische Beschwerden zu reduzieren – durch gezielte sensorische Reize und Neurodynamik.
✅ Energieproduktion und Fatigue zu verbessern – durch mitochondriales Aktivierungstraining.
✅ Die visuelle und vestibuläre Verarbeitung zu optimieren – für mehr Stabilität und Orientierung.
✅ Die Stress- und Schmerzverarbeitung zu modulieren – durch kortikale Neuromodulation und Neuroplastizitätsansätze.

Möchtest du lernen, wie Du das neurozentrierte Training für Dich nutzen kannst? Kontaktiere uns gerne!

 

DIE FATIGUE- NEUROMATRIX 

Es hat lange gedauert, bis die mechanistischen Ideen über die Entstehung von Schmerzen besser verstanden wurden und Einzug in die klinische Praxis fanden.

Wir glauben, dass wir Fatigue besser und schneller verstehen und auch lösen können, wenn wir und nicht nur an der Forschung zu metabolischen Disfunktionen orientieren, sondern ganzheitlich auch das Nervensystem miteinbeziehen, so wie es Schmerzforschung in den vergangenen 20 Jahren mit großem Erfolg für die Patienten gezeigt und umgesetzt hat.

Link: Melzacks Pain Neuromatrix

DIE FATIGUE- NEUROMATRIX 

Das Fatigue-Neuromatrix-Modell (nach Melzacks "Neuromatrix Theory of Pain" ) hilft uns zu verstehen, wie unser Gehirn mit Fatigue produziert.

Es beschreibt, wie das Gehirn alle sensorischen und mentalen Informationen aus dem Körper über Energie, Entzündungen, Bewegung und mentale Belastung verarbeitet und interpretiert.

1. Das Gehirn als Energiemanagement-System:

Stell Dir Dein Gehirn als ein hochentwickeltes Energiemanagement-System vor, das dafür sorgt, dass alle Bereiche Deines Körpers harmonisch zusammenarbeiten. Dieses System empfängt und verarbeitet Signale über Deine körperliche Energie und Deine emotionalen Zustände, um Dir ein ausgewogenes Gefühl von Wohlbefinden zu ermöglichen.

2. Harmonische Integration von Signalen:

Dein Gehirn ist wie ein Orchester, das verschiedene Instrumente – körperliche Anstrengung, emotionale Eindrücke und Gedanken – zusammenführt, um eine melodische Erfahrung von Energie und Vitalität zu schaffen. Wenn dieses Orchester gut gestimmt ist, sorgt es für ein harmonisches Gleichgewicht.

3. Optimale Balance und Sensibilität: Gelegentlich kann es vorkommen, dass das Energiemanagement-System etwas empfindlicher auf alltägliche Aktivitäten reagiert. Dies ist wie ein Musikstück, das durch besondere Töne noch intensiver wird. Mit der richtigen Anpassung kann das System wieder in Einklang kommen.

4. Einfluss von Gedanken und Emotionen:

Deine Gedanken und Gefühle sind wie das Feintuning Deines Energiemanagement-Systems. Positive Gedanken und emotionale Ausgeglichenheit tragen dazu bei, dass die Melodie Deiner Energie klar und harmonisch bleibt.

5. Stabile Energie:

Selbst wenn Du Dich entspannst, kann das Energiemanagement-System weiterhin kleine Anpassungen vornehmen, um Deine Vitalität aufrechtzuerhalten. Dies ist wie ein gut geöltes Uhrwerk, das reibungslos läuft, auch wenn es keine neuen Aufgaben gibt.

6. Gehirn als lernendes System:

Dein Gehirn ist wie ein kontinuierlich lernendes System, das Erfahrungen integriert und sich anpasst, um Energie optimal zu regulieren. Durch regelmäßige Anpassungen und Lernprozesse bleibt das System flexibel und anpassungsfähig.

7. Einfluss von Körperfunktionen:

Verschiedene Körperfunktionen, wie das Immunsystem und hormonelle Balance, spielen eine unterstützende Rolle in Ihrem Energiemanagement-System. Sie tragen dazu bei, dass Dein Energiesystem effizient arbeitet.

8. Individuelle Unterschiede:

Jeder Mensch hat ein einzigartiges Energiemanagement-System, das individuell abgestimmt werden kann. Ähnlich wie bei maßgeschneiderten Lösungen kann eine personalisierte Herangehensweise dazu beitragen, dass Dein System optimal funktioniert.

9. Vielfältige Einflüsse:

Das Modell berücksichtigt, dass viele verschiedene Faktoren - wie genetische Neigungen und persönliche Erfahrungen samt vorheriger Erkrankungen -  die Funktionsweise Deines Energiemanagement-Systems beeinflussen können. Eine umfassende Betrachtung führt zu einem besseren Verständnis der Situation. Geeignete Interventionen zum richtigen Zeitpunkt können wieder zu einem ausgewogenen und gesunden Gefühl von Energie und Erholungsqualität führen. 

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